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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. 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Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. 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Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Helin Polat

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Nihat Konak

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Mitgliederanzahl: 63
Gründungsjahr: 1992
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Kinder und Jugend (Mal- und Musikkurse, Basteln, Kinder- und Jugendfestival, Erzählcafé)

Frauen (Gedichte und Theaterkurse, Frauentreff, Beratung Gesundheit und Erziehung)

Migration und Flüchtlinge (Beratung, Begleitung bei Behördengängen, Gemeinsames Frühstück)

Kulturelle Angebote (Kultur- und Literaturtage, Festi)

 

Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. 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In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Kulturvielfalt

Migration und Integration

Demokratieförderung

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Zur Vielfalt 21
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Ümithan Yağmur
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Sarra Lejmi

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Mitgliederanzahl: 60
Gründungsjahr: 2019
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Integration (Fotoausstellung "Heimat: Gestern und Morgen!? Eine Momentaufnahme einer diversen Generation."

Kultur (kutOUR macht Integration)

Jugendarbeit (Mirroring Digital Society)

Internationales (Erasmus+ Projekte innerhalb der EU und in der Türkei)

Ehrenamt (Dialogveranstaltungen, Sofra macht Integration, Iftar to go)

Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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 walter.akuagbaogu@gmx.de

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Gründungsjahr: 2021
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Kultur, Integration und Sprachunterricht der nigerianischen Sprache Igbo 

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Mitgliederanzahl: 7
Gründungsjahr: 2024
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche

Beratung in Muttersprache zu Themen der Integration (Ausländerrecht, Ausbildung, Berufstätigkeit, Weiterbildung, Bürgergeld etc.)

Beratung zu sozialen und juristischen Fragen

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Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Angelica Erbslöh

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Gründungsjahr: 1892
Rechtsform: Verein

Unser Verein, gegründet 1892, ist ein Sinfonieorchester von Amateurmusikern  und -musikerinnen aus Dortmund und Umgebung. Wir treffen uns wöchentlich zu Proben und erarbeiten jedes Jahr zwei eigene Konzertaufführungen. Hinzu kommen Kooperationsprojekte und Auftragskonzerte. Die Auswahl der Konzertprogramme reicht von Solokonzerten und Sinfonien aus Barock, Klassik, Romantik und Moderne über Opern- und Operetten-Galas bis zu Uraufführungen. Unser besonderes Profil bilden auf der einen Seite die Solokonzerte mit jungen Dortmunder Solistinnen und Solisten und auf der anderen Seite unsere interkulturellen Konzerte mit Musik und Musiker*innen, die unsere Kultur mit ihren mitgebrachten Musikkulturen bereichern. .

Wir treffen uns jeden Mittwoch um 18:45 Uhr im Haus der Vielfalt, Beuthstr. 21 in Dortmund, zur Probe mit unserem tollen Dirigenten Markus Fohr. Zur Verstärkung unseres Orchesters suchen wir engagierte, geübte Musiker und Musikerinnen (Streicher*innen, vor allem Bratschen und Kontrabässe, Posaunen, Trompeten)

Der Vorstand des IVD:

Angelica Erbslöh (1. Vorsitzende)

Judith Jaenicke (stellvetr.Vorsitzende)

Inge Zeller (Schriftführerin

Dr. Wolfram Gerdes (Kassenführer)

Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Cemal Dogan
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Mitgliederanzahl: 30
Gründungsjahr: 2017
Rechtsform: Verein

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Kultur, Politische Bildung, Interkultureller Brückenbau

(Kubib) Kultur-, Bildungs- & Integrationsbrücke Dortmund e.V.

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Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Zur Vielfalt 21
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Muhamed Ali Abdulaziz

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Mitgliederanzahl: 40
Gründungsjahr: 2016

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Kurdischer Verein Rebaz e.V. (Gemeinde der syrischen Kurden)

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 0157 512 34 628
 haji.saman2007@gmail.com

Ansprechpartner
Shfa Brhek (Vorstandsvorsitzender)

Ansprechpartner
Shekhmusa Haji
 0157 512 34 628
 haji.saman2007@gmail.com

Mitgliederanzahl: 10
Gründungsjahr: 2020
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Sprache (Kurdischer Sprachkurs)

Hilfe (2023 Hilfen für Erdbebenregionen gesammelt und verschickt)

Musik (Musikkurse für Kinder)

Ladies of Hope e.V.

Kontakt

Haydnstr. 14
44147 Dortmund
 0179 7717735

Ansprechpartner
Rosemary Frindt
 0179 7717735
 afuaatta@gmail.com

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Mitgliederanzahl: 20
Gründungsjahr: 2017
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereich:

Ehrenamt

Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Humboldtstr. 44
44137 Dortmund
 0176 44715232
 migrantinnendo@aol.de
 www.migrantinnenvereindortmund.de

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Ayse Kalmaz
 0176 44715232
 a.kalmaz@freenet.de

Mitgliederanzahl: 50
Gründungsjahr: 2012
Rechtsform: Verein

Muhabbet Dortmund Türk Sanat Müzigi Korosu e.V.

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Rana Bahadur Saud
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Mitgliederanzahl: 13
Gründungsjahr: 2018
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Unterstützung und Hilfen für Nepal

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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 015254210284
 bensondec@outlook.com

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Lütgenholthauser Str. 72
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Dr. Hisham Hammad (Vorsitzender)
 0173 8585588
 h2.hammad@hotmail.com

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 alghawiomar@hotmail.com

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Gründungsjahr: 2011
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Integration

Kultur (Arabisch-Unterricht)

Jugendarbeit (Tanzkurse)

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Tadschikische Gesellschaft e.V.

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Tamilischer Kulturverein (TKD) e.V.

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Diepenbrockstr. 6
44379 Dortmund
 0172 295 31 43
 www.tkdortmund.de

Ansprechpartner
Jeyakumaran Kumarasany
 0159 0455 37 56
 tkdortmund@gmx.de

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Mitgliederanzahl: 25
Gründungsjahr: 1992
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Bildung (Sprach-Musik- und Tanzunterricht)

Kultur (Straßenfest in Kooperation mit dem Verein für tamilische Künstler)

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Theater Ins Moderne e.V.

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Arthur-Beringer Str. 17
44369 Dortmund
 0176 232 81 538
 unionmandeng.deutschland@gmail.com
 https://uniongrossmandengdeutschlandev.wordpress.com

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 camaramahawa2002@yahoo.fr

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Mitgliederanzahl: 230
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Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Uigurischer Kulturverein e.V.

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Abdula Yilihamu

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Abuduresuli Abudusalamu

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Mitgliederanzahl: 20
Gründungsjahr: 2018
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Kultur (Veranstaltungen zum kulturellen Austausch)

Integration

Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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U.R.G.A. e.V. (Union der guineischen Staatsbürger in Deutschland e.V.)

Gründungsjahr: 2014

Umweltgewerkschaft e.V.

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Auf der Altstätte 1c
44369 Dortmund
 joachimkoenen@freenet.de

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Unique Club Organization e.V.

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Beuthstr. 21
44147 Dortmund
 0176 / 87760127
 stl.logistics@gmx.de

Gründungsjahr: 2014

Vehist Verein zur Hilfe für Straßentiere in der Türkei e.V.

Kontakt

 0231 - 599175; 0231 - 4761068
 vehist@gmx.net
 https://www.vehist.org/

Gründungsjahr: 2007

Verein für tamilische Künstler e.V.

Kontakt

Rheinische Str. 76-80
44137 Dortmund
 0151 633 633 33
 nmkalai@yahoo.de
 www.vtkdo.de

Ansprechpartner
Kalainithy Shabesan

InfoNews

Gründungsjahr: 2015
Rechtsform: Verein

Arbeitsbereiche:

Kunst (Tanz und Musikunterricht)

Kultur (Tamilisches Straßenfestival)

Frauen

Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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Ian Karan Integration vom Feinsten

So einer müsste für Angela Merkel eigentlich ein politisches Geschenk sein: ein Einwanderer, der es zum Hamburger Wirtschaftssenator gebracht hat; der Deutschland für das beste Land überhaupt hält; der glaubt, dass hier jeder sein Glück schmieden könne und deswegen die Bringschuld bei den Migranten liege.Für eine Kanzlerin, die im Wutgeheul der Sarrazin-Debatte die Modernisierung ihrer Partei in Sachen Einwanderung verteidigen muss, hätte Ian Karan, 71, parteilos, einen idealen Vorzeigeminister abgeben können. »Hat sie persönlich signiert«, sagt er und deutet auf ein Foto in seinem Büro, das ihn mit der Kanzlerin zeigt. »Für Ian Karan«, steht darauf, »mit allen guten Wünschen«. Aber da wird die Sache zwischen Merkel und ihm schon kompliziert.Inmitten des politischen Schlagabtausches um Zuwanderungsstopp, Leitkultur und Integrationsverweigerer ist es eigenartig ruhig um die beiden einzigen deutschen Landesminister mit Migrationshintergrund, Aygül Özkan in Niedersachsen und Ian Karan in Hamburg – beide berufen von CDU-Regierungschefs. Hier ein vorsichtiges Plädoyer für die Einführung der Greencard, dort ein sachdienlicher Hinweis auf mangelhafte frühkindliche Förderung für Migranten – das sind seltsam zaghafte Wortmeldungen in der Kakophonie eines seltsam aufgeschreckten Einwanderungslandes. Was unter anderem daran liegen mag, dass sich beide Vorzeige-Migranten frühzeitig in die Bredouille gebracht haben.Özkans medialer Höhenflug als erste Landesministerin türkischer Herkunft brach jäh ab, als sie kurz nach Amtsantritt in einem Interview erklärte, dass weder Kopftuch noch Kruzifix etwas im Klassenzimmer zu suchen hätten. Ein vertretbarer Standpunkt, den die CDU, ihre eigene Partei, aber als Frontalangriff einer Muslimin auf das große C verstand. Karans Einstieg in die Politik Ende August drohte noch vor seinem Amtseid zu scheitern.Der Hamburger »Container-King«, der Millionen mit dem Verleih von Schiffscontainern gemacht hatte, war ein Society-Liebling. Bis sich herausstellte: Karan hatte seine Biografie retuschiert. Und er hatte nicht nur großzügig an die CDU, an Bildungsprojekte und Migrantenvereine gespendet, sondern auch an den ehemaligen Innensenator und Rechtspopulisten Ronald Schill. Später unterstützte er auch die Gegner der Hamburger Schulreform finanziell. Das politische Herzstück des schwarz-grünen Senats wurde mit einem Volksentscheid im Juli abgeschmettert.Aus dem »Container-King« wurde »Hamburgs Münchhausen«. In der Bürgerschaft ging eine Karikatur um, auf der Karan auf einer Kanonenkugel über die Dächer der Stadt fliegt, die Gewerkschaften forderten seinen Amtsverzicht, die Medien zweifelten daran, ob einer wie er Senator werden könne. Quereinsteiger haben es nie leicht in der Politik. Aber so schwer wie Karan hatte es sich schon lange keiner mehr gemacht.Das ist jetzt bald drei Monate her. Ian Karan sitzt in seinem Amtszimmer und blickt auf Dächer und Brücken und auf die Herausforderung, eine Behörde zu leiten. Er ist ein kleiner, agiler Mann, der – das hört er öfter – eine gewisse Ähnlichkeit mit Marcel Reich-Ranicki hat. Allerdings ist er deutlich besser gelaunt. Mittlerweile hat er sehr vorsichtig Thilo Sarrazins »pauschale Thesen« über Muslime kritisiert und vom Bund Unterstützung für den Hamburger Hafen angefordert. Er will auch beruflich qualifizierte Ausländer fördern. Es scheint, als habe er sich ein wenig von der öffentlichen Schelte erholt.Ian Karan wirkt entwaffnend ehrlich, bereitwillig räumt er ein, die Härte des Politiker-Daseins völlig unterschätzt zu haben. Er lobt die Professionalität des grünen Koalitionspartners und tadelt die jüngsten migrationspolitischen Vorstöße aus dem Süden Deutschlands. Als »nicht sehr hilfreich« bezeichnet er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die Zuwanderung zu stoppen. »Es gibt halt immer wieder Politiker, die in die unterste Schublade greifen, wenn sie in Bedrängnis geraten sind.«Das ist mal eine Aussage. Und schon wieder ein Widerspruch: Die Seehofersche Schublade liegt nicht ganz so weit unten wie die des ehemaligen Innensenators Schill. Der beschuldigte einst Zuwanderer, »den deutschen Wohlstand zu verfrühstücken«. Schill, entgegnet Karan, »hat mir damals imponiert, weil er kompromisslos gegen straffällige Ausländer vorgehen wollte«. Wobei für Karan die Betonung auf »Ausländer« liegt. Ein straffälliger Ausländer reiche, um ein schlechtes Licht auf die ganze Migrantengemeinde zu werfen. Anscheinend findet Karan, man müsse den Ruf der Migranten mit der Methode Schill verteidigen. Er klingt nach jemandem, der sich trotz »Tellerwäscher wird Millionär«-Biografie angreifbar wähnt.Geboren wurde Karan 1939 in Sri Lanka, damals Ceylon, als Waise wuchs er bei der Großmutter auf. Mit 17 ging er nach England und studierte an der London School of Economics, wo er den Studienabschluss wegen zu vieler Fehlzeiten verpasste (und nicht, wie er ursprünglich behauptete, wegen zu reger Teilnahme an Protesten gegen den Vietnamkrieg). Vor vierzig Jahren kam er nach Hamburg, wo er sich vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Geschäftsmann in der Hafenlogistikbranche hocharbeitete. In Deutschland fiel ihm schnell auf, dass er in eine Gesellschaft mit beschränktem Nationalbewusstsein geraten war. Deutsche, die bei der Nationalhymne nicht aufstanden, ihm auch nicht das Gute am Deutschsein erklären mochten, »haben es den Ausländern auch nicht gerade leicht gemacht mit der Integration«, sagt er.Als nach dem Mauerfall plötzlich Ausländerfeindlichkeit aufbrandete, da, sagt Karan wieder entwaffnend ehrlich, »führte ich schon ein privilegiertes Leben«. Soll heißen: Öffentliche Nahverkehrsmittel und andere Gefahrenzonen für Menschen mit dunkler Haut vermied er. Offene Feindseligkeit aufgrund seiner Herkunft habe er nie erfahren. »Aber ich weiß, dass es das gibt.« Er heiratete eine Deutsche, sie haben vier Kinder.Ende 2009 feierte Karan im Kreise der Hamburger Polit- und Medienprominenz seine Einbürgerung mit einer Hafenparty. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und allgegenwärtiger Mäzen, Integration vom Feinsten. Dass er fälschlicherweise erklärt hatte, Angela Merkel höchstselbst habe ihn zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft ermuntert, darf man seinem überschwänglichen Stolz zurechnen. Oder einem enorm hohen Bedürfnis nach Anerkennung.Karans autobiografischer Integrationskurs – schlingernd zwischen amerikanisch anmutender Erfolgsstory, bravem hanseatischem Bürgertum und Schill-Partei – erscheint ebenso eigenartig wie auch symptomatisch für den Wandel und die Umbrüche der Mehrheitsgesellschaft. Die Ära Sarrazin erinnert mit ihrer Parteienverdrossenheit und Koketterie mit dem rhetorischen Tabubruch an die Ära Schill. Aber so etwas, sagt Karan, »muss eine gesunde Demokratie aushalten«.Was das Spenden angeht, so hat Ian Karan beschlossen, nur noch Geld für »Kinder und Kultur« fließen zu lassen. Und für die frühere Heimat. In Sri Lanka ging 2009 einer der weltweit längsten und bittersten Bürgerkriege mit einem großen Blutbad unter tamilischen Zivilisten zu Ende. »Wir haben den Krieg verloren«, sagt er, und in seinem Hamburger Büro klingt dieses »wir« plötzlich etwas verloren. Die tamilischen Rebellen, die die Regierungsarmee bekämpften und schließlich vor ihr kapitulierten, hatten im Ausland eifrig Geld für ihren bewaffneten Kampf gesammelt. Natürlich, sagt Karan, sei auch er danach gefragt worden. Keinen Cent hätten sie gekriegt. Karan will jetzt warten, bis die Lage übersichtlich genug ist, um dort Aufbauprojekte mitzufinanzieren. Ganz lässt einen das Geburtsland nie los.Foto - Ian KaranIan Karan1939 Ian Karan wird im ehemaligen Ceylon, heute Sri Lanka geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater, ein Soldat der Luftwaffe, fällt drei Jahre später bei einem Einsatz1956 Ein Sportstipendium bringt ihn nach London, wo er an der London School of Economics studiert. Kein Abschluss wegen zu vieler Fehlzeiten1970 Ankunft in Hamburg. Er arbeitet als Tellerwäscher und gründet später das Schiffscontainer-Unternehmen Clou Container Leasing, durch das er zum Multimillionär wird2001–2004 Er spendet insgesamt 44.500 Euro an die Partei des Rechtspopulisten Ronald Schill2007 Bundesverdienstkreuz2009 Karan nimmt neben der britischen die deutsche Staatsangehörigkeit an2010 Senator für Wirtschaft und Arbeit. http://www.zeit.de/2010/46/Ian-Karan-Integration

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