Neue Wege im Austausch von Polizei und Migrant*innen

VMDO und Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen bringen Polizei-Studierende und Migrantenvereine im digitalen Format der interkulturellen Bildung zusammen.

Was sind eigentlich die genauen Aufgaben von Migrantenvereinen? Wo können Polizei und Migrantenvereine miteinander kooperieren? Kann die Zusammenarbeit von Polizei und Migrantenvereinen dazu beitragen, Vorurteile zwischen beiden Seiten abzubauen? Diese und zahlreiche weitere Fragen diskutierten am Freitag, 23.04.20221 angehende Polizeibeamt*innen und Vertreter*innen von Migrantenvereinen im Rahmen eines halbtägigen digitalen Workshops. Vorbereitet und durchgeführt wurde der Workshop unter der Leitung von Dr. Sarah Jahn (Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen HSPV NRW) und Dr. Kirsten Hoesch (VMDO) im Rahmen des Seminars „Migrantenvereine als Partner der kommunalen Polizeiarbeit“.

Ziel der Veranstaltung war es, die jungen Polizeianwärter*innen in einen persönlichen Austausch mit Migrantenorganisationen zu bringen. Der Themenkomplex Polizei – Migrant*innen – Rassismus taucht regelmäßig in der öffentlichen Debatte auf, oft verbunden mit starken Emotionen und Reflexen bei allen Beteiligten. Jenseits dieser oft einseitigen Debatte finden jedoch bereits zahlreiche Kooperationen zwischen Polizei und Migrantenvereinen statt, insbesondere im Bereich Prävention von Jugendkriminalität und Extremismus.

„Der Fokus der Polizei ist aus unserer Sicht oft auf Extremismusprävention und muslimische Organisationen beschränkt. Wir möchten gezielt den Blickwinkel auf die vielfältigen Aktivitäten von Migrantenorganisationen erweitern“, sagt Dr. Kirsten Hoesch, VMDO. „Zu den wichtigsten Aufgabenfeldern von Migrantenvereinen gehören interkultureller Austausch und Dialog, Kinder- und Jugendarbeit, eine breite Palette von Angeboten in den Bereichen Bildung und soziale Dienstleistungen u.v.m. Religion stellt nur einen kleinen Bereich dar, der VMDO und seine über 60 Mitgliedsvereine beispielweise sind säkular.“

„Genau diese weite Perspektive auf Kultur und Migration ist mir in der interkulturellen Bildung besonders wichtig“, sagt Dr. Sarah Jahn, von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. „Nicht überall, wo Religion vermutet wird, ist auch Religion drin. Jugendliche wenden sich aus unterschiedlichen Gründen extremistischen Strömungen zu. Eine religiöse Einstellung muss da kein Motiv sein.“ Jahn, führt weiter aus: „Außerdem erfahren die Studierenden durch solche Formate verschiedene Perspektiven auf die eigene Arbeit und lernen ergänzende Herangehensweisen an gesellschaftliche Probleme kennen. Migrantenorganisationen haben einen anderen Blick und unterschiedliche Kontaktmöglichkeiten zu Menschen mit Migrationshintergrund.

Neben den konkreten Beispielen der Aktivitäten von Migrantenvereinen u.a. in der Flüchtlingsarbeit, Bildungs- und Arbeitsmarktintegration, berichteten Teilnehmende auch über individuelle Erfahrungen, z.B. wie es sich anfühlt als Schwarzer regelmäßig von der Polizei kontrolliert zu werden. Die Veranstaltung ist ein gutes Beispiel dafür, wie man sich von einer anderen Seite den Herausforderungen in der gegenseitigen Wahrnehmung von Polizei und Migrant*innen nähern kann.

Weitere Informationen und Zahlen zum Thema „interkulturelle Öffnung der Polizei“ finden Sie hier.

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