Die Fachtagung "Demenz und Migration" ist auf großes Interesse gestoßen

Am 27. November 2018 fand die Fachtagung „Demenz und Migration – Vergessen in der zweiten Heimat“ im Dietrich-Keuning-Haus mit  Fachvorträgen  und Podiumsdiskussion statt.  Die Fachtagung wurde in Kooperation mit dem VMDO e.V., Futurum NRW Projekt, Infrado e.V., KI Dortmund, Demenz-Servicezentrum Region Dortmund, Integrationsrat Dortmund, MIA-DO-KI (MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum Dortmund) und dem Dietrich-Keuning-Haus organisiert.

Die Fachtagung richtete sich an professionelle aus der Altenhilfe, Ehrenamtliche und Interessierte aus Städten/Kommunen und MSOs teilgenommen. Für viele Migrantinnen und Migranten ist Dortmund und Deutschland die Wahlheimat auch im Alter geblieben. Sie haben hier ihr Arbeitsleben verbracht, Familien gegründet und sind Großeltern geworden.  Mit der signifikanten Zunahme älterer Menschen mit Migrationsgeschichte nimmt auch die Zahl der Menschen mit Demenz unter der Gruppe der Zugewanderten zu.

Frau Dr. Capanoglu, Infrado e.V., hat die Fachtagung eröffnet. Frau Aysun Tekin, Vorsitzende des Integrationsrates Dortmund, betonte  in ihrem Grußwort, dass es angesichts der Altersstruktur und der zunehmenden Zahl an alternden Migranten, inbesondere bei Menschen mit Demenz, wichtig sei, dass ihre kulturelle Identität von anderen geachtet werde. Diese gäbe ihnen eine stärkere Orientierung und Sicherheit. Wichtig sei hierbei auch, dass die Individualität berücksichtigt werde.

Frau Altundal –Köse, VMDO e.V.  ist in ihrer Rede auf die vielfätige Arbeit des VMDO e.V.  in dem Seniorenbereich  eingegangen. Frau Brigitte Heller von Demenz-Servicezentrum Region Dortmund berichtete, dass sie sehr die interkulturelle Arbeit im Seniorenbereich unterstütze und daher die Schulung von Ehrenamtlichen türkischen Frauen maßgeblich organisiert habe.

Anhand von zwei Vorträgen wurden 2 Perspektiven durchleuchtet. Dipl-Psychologin Ümran Sema Seven von der Abteilung  Medizinische Psychologie an der Uniklinik Köln forscht in der AG Demenz bei Menschen mit Migrationshintergrund.  In ihrem Vortrag lag der Schwerpunkt darin, dass bei der Diagnose von demenziellen Syndromen bei Menschen mit Migrationshintergrund neue Methoden/Instrumente angewandt werden müsse, um überhaupt eine richtige Diagnose bei dieser Gruppe aufstellen zu können.  Nach ihren Studien wird die Zahl der Migranten 2030 eine beachtliche Zahl einnehmen und wird mit ca. 2,86 Millionen geschätzt.

Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer, Justus-Liebig-Universität Gießen – Institut für Soziologie, ging in seinem Vortrag stärker auf den menschlichen Aspekt der Demenz ein.  Er brachte den Gedanken auf, dass bei Demenz „nach anderen Antworten gesucht werden soll, als  Demenz nur als eine Krankheit und damit rein als Aufgabe der Medizin und der Pflege zu betrachten. Es sei so für die Gesellschaft einfacher.“  Er plädiert dafür, dass Demenz als eine Alterserscheinung akzeptiert werden müsse. Er kritisierte, dass in der industriellen Zeit, eine Individualisierung und damit einhergehend das Allein-Sein verstärkt vorherrsche.

Die Teilnehmer des Podiumsgesprächs waren Frau Sybille Poreda, Seniorenwohnpark Burgholz , Frau Özlem Baycelebi, Betroffene mit an Demenz erkrankter Mutter, Herr Nikolaos Zapros von Home Instead Dortmund und  Frau Dr. Gürsel Capanoglu, Demenz Koordinierungsstelle des VMDO e.V. .

Interessant war die Erfahrung von Frau Sybille Poreda, dass obwohl die Pflege sich mittlerweile darauf eingelassen habe, interkulturell vorzugehen, man nicht sagen könne, dass alles angenommen wird. Die Menschen seien doch viel individueller, als sie gedacht haben.

Özlem Baycelebi erzählte ihre Schwierigkeiten mit ihrer Mutter, die nach dem Schlaganfall und der darauffolgenden Demenz kein Deutsch mehr konnte, was die Pflege erschwert hat.  Da Frau Baycelebi kein großes Vertrauen in Alten- bzw. Pflegeheime hatte, hat sie die Pflege ihrer Mutter übernommen.Frau Dr. Gürsel Capanoglu von der  Koordination- und Vermittlungsstelle Häusliche Betreuung für ältere türkische MigrantInnen und Ehrenamtliche  betonte, dass diese Koordinierungsstelle aus einem Bedarf heraus entstanden sei  und damit den Familien und Angehörigen mit Demenz unterstützt werden soll.

Die Fachtagung hat gezeigt, dass weiterhin Gesprächsbedarf und Austausch wichtig sind, um auf das Altern in der Migration und den Menschen Angebote anzubieten.

Echo der Vielfalt

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