Migrantenvereine zeigen konkrete Handlungsbedarfe

Bei der Podiumsdiskussion „Kommunalwahl 2025: Politische Teilhabe stärken" am 4. September stellten Vertreterinnen von Migrantinnenorganisationen vier zentrale Forderungen an die OB-Kandidat*innen: Arbeitsmarkt, Teilhabe und Engagement, Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung sowie Bildung. Die Botschaft war eindeutig: Migrantenvereine arbeiten an der Basis, kennen Lösungsansätze – und diese müssen systematisch gehört und unterstützt werden.


Die Realität an der Basis: Drei Beispiele
Bleriot Wafo vom VMDO-Vorstand sprach über Rassismus und Diskriminierung im Alltag: Menschen werden auf Ämtern wegen ihrer Namen anders behandelt, erleben Absagen auf dem Wohnungsmarkt, berichten von subtilen Vorurteilen in Schulen. „Mit Ihrem Namen wird das schwierig", sagte ein Beamter zu einem Ratsuchenden – wahrscheinlich nicht böse gemeint, aber diskriminierend. Die Forderungen waren klar: verpflichtende Schulungen in Verwaltung und städtischen Einrichtungen, unabhängige Beschwerdestellen und jährliche transparente Bilanzen im Kampf gegen Rassismus.

Lea Berner sprach für den Zusammenschluss von fünf afrikanischen Migrantenvereinen des Projekts Ankoppeln und benannte ein dramatisches Problem: Bildungsnotstand für Kinder mit Migrations- und Fluchtgeschichte. Kinder warten über ein Jahr auf einen Schulplatz. Willkommensklassen sind überfüllt. Kinder werden quer durch Dortmund in schlecht ausgestattete Lernzentren in Randgebieten gefahren. Schulabschlüsse aus Somalia oder anderen Ländern werden in Frage gestellt. Nach dem Wechsel in die Regelschule geht die Benachteiligung weiter.

Doch die Migrantenvereine lassen sich nicht bei der Beschwerde stehen – sie handeln: Nachhilfe, Elternarbeit, außerschulische Bildungsangebote, Mentoring-Programme, die funktionieren, weil die Betreuer*innen die Erfahrungen der Jugendlichen wirklich verstehen. Die Vkii Ruhrbezirk e.V. zeigt: Wenn Migrantenvereine systematisch eingebunden werden, entstehen echte Lösungen.
Doch die Realität? Diese Vereine arbeiten mit Projektgeldern, die jederzeit wegbrechen können – ohne Struktursicherung, ohne Ressourcen, obwohl sie täglich das Unterstützungsnetzwerk der Stadt sind.


Was die Stadt nun tun muss
Oberbürgermeister Alexander Kalouti betonte in einem vorab geführten Interview: „Als Migrantenverein ist man eine starke Stimme." Aber es braucht mehr – echte Partnerschaft, nicht nur schöne Worte. Kalouti kündigte an:
•    Stärkere Einbindung in politische Prozesse – das Know-how, das Migrantenvereine haben, muss systematisch in die Verwaltung einfließen
•    Permanente Kommunikation und Vernetzung – nicht nur einmal im Jahr, sondern kontinuierliche Zusammenarbeit
•    Langfristige Strategie entwickeln – gemeinsam überlegen: Wo wollen wir in fünf Jahren sein? Was brauchen die Communities, was braucht die Stadt?


Die zentrale Botschaft
Migrantenvereine sind keine Bittsteller – sie sind Fachkräfte, Expertinnen, Träger von Wissen, das an der Basis entsteht. Sie tragen zu gesellschaftlicher Stabilität und Zusammenhalt bei. Die Stadt Dortmund mit ihren 43 % Einwohnerinnen mit Migrationshintergrund kann es sich nicht leisten, diese Vereine zu ignorieren oder mit prekären Projektgeldern abzuspeisen.
Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und echter Respekt vor Vielfalt sind kein „Nice to Have" – sie sind Verpflichtung. Und die Migrantenvereine zeigen Tag für Tag, wie das geht.
 

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